Franz Callenbach
Dieser Text stammt von Pfarrer Franz Gehrig aus Gissigheim veröffentlicht in der Festschrift: "300 Jahre Kreuzkapelle- Dittwarer Heimatfest 9./10. und 11. September 1983" von Pfarrer Rupert Kleemann.
Im Lexikon für Theologie und Kirche ist "Franz Callenbach, Jesuit, Satiriker, geboren in Dittwar/Franken ... " zu finden, ganz besonders ausführlich in Kayser's Bücher-Lexicon von 1835 mit dem Titel von acht Komödien. Im Jahr 1903 wurde in Freiburg sogar eine Doktorarbeit "Franz Callenbach und seine satirischen Komödien" ge-druckt.
Der Verfasser Rudolf Dammert suchte in Dittwar vergebens nach der Familie Callenbach, denn die Standes-bücher beginnen hier erst 1702. Er wusste aber aus Schriftstücken des Jesuitenordens:
Der Vater des Jesuiten war zeitweise Amtsschreiber in Tauberbischofsheim und dann 1680 Amtskeller in Gamburg, er hieß Christoph Callenbach, gestorben 1717, die Mutter hieß Anna Katharina, sie starb 1721.
Nun konnte in dem alten Zinsverzeichnis des Juliusspitals zu Würzburg vom Jahr 1669 der "Herr Christoph Callenbach" als Ackerbesitzer in Dittwar und Zinszahler festgestellt werden. Nur noch Matthes Honickel wird dabei als "Herr" bezeichnet. Christoff Callenbach hatte demnach hier schon ein besonderes Amt, wurde dann Amtsschreiber in Bischofsheim, dort wurde am 13.1.1670 ihm und seiner Frau Katharina ein Kind namens Veit Karl getauft, wobei Veit Weber Taufpate war. Der Familienname Weber kommt 1670 auch in der Geschichte vom Kreuzhölzle vor, und der vorige "Herr Matthes Honickel" war 1670 Schultheiß zu Dittwar. Es stimmt also, dass der Vater Christoph Callenbach zuerst in unserem Dittwar wohnte und dass der kleine 1663 geborene Franz Callenbach einige Jahre, hier aufwuchs.
Er lernte hier noch die fleißigen, geduldigen und betenden Bauern kennen, die durch harte Arbeit und großes Gottvertrauen den steinigen Äckern und Weinbergen ihre Nahrung abrangen. Mancher Acker und Weinberg musste in diesen Jahrzehnten nach dem 30jährigen Krieg erst wieder gerodet werden. Praktische Lebens-auffassung und glaubensfrohes Gottvertrauen werden bei dem späteren Jesuiten ebenso gerühmt.
Franz Calienbach wurde in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache sicherlich in Bischofsheim eingeführt. Weitere Ausbildung erhielt er im Würzburger Jesuitenkolleg, wo er im Frühjahr 1683 zum Magister ernannt
wurde. Damit hatte er ungefähr unser Abitur und die Erlaubnis, Unterricht zu erteilen. Am 20. Juli desselben Jahres trat er in Mainz in den Jesuitenorden ein. Nach der Probezeit als Novize wurde er 1685 nach
Bamberg versetzt, um sich in der Wissenschaft und Lehrbefähigung weiter auszubilden. 1685/16861ehrte er Grammatik, 1687 Poetik, 1689/90 Rhetorik. Er habe dort als geistreicher Lehrer einen bezaubernden Einfluss
auf die Jugend ausgeübt, heißt es später.
Nachdem er noch an der Universität Würzburg 1690-1694 Theologie studiert hatte, wurde er 1694 zum Priester geweiht.
Damals wurde das Reichskammergericht in das Reichsstädtchen Wetzlar verlegt. Für die zahlreichen Familien des höchsten Gerichts musste erst eine ordentliche Schule gegründet werden. Franz Callenbach erhielt 1694
den Auftrag zur Gründung. Er leitete sie zuerst allein; es war schwierig, da alle Konfessionen vertreten waren. Er war zugleich der Hauptprediger.
1697 war er Prinzenerzieher im hessischen Wanfried bei Eschwege, 1698 Lehrer am Bamberger Jesuitenkolleg, zuerst für Mathematik, dann für Logik und Philosophie. Die späteren ersten Männer der Stadt waren seine
Schüler und dachten später mit Bewunderung an ihn zurück.
Wahrscheinlich dort verfasste er für das Jesuitentheater mehrere Schauspiele.
1702 war er Missionar im elsässischen Hagenau, 1703-1721 oblag er wieder in Wetzlar den alten schwierigen Aufgaben.
Hier verfasste er seine Komödien, die mancherlei Wetzlaer Zustände satirisch betrachten. Sie waren wohl nicht für das Schultheater geschrieben, sondern mehr zum Lesen; sie wurden offenbar viel gelesen und von
Schauspielertruppen oder Wetzlaer Bürgern aufgeführt.
Der barocke Redestil von Abraham a Sancta Clara und die scharfe satirische Schilderung der gesellschaftlichen Zustände hatte die Lacher auf seiner Seite, zumal er persönlich sehr liebenswürdig war.
1721 wurde Callenbach der ehrenvolle Ruf zum Rektor und Novizenmeister des Würzburger Jesuitenkollegs zuteil. 1725 wurde er Seelsorger, zeitweilig auch Sekretär des oberrheinischen Ordensprovinzials in Bamberg, in Heidelberg und Mainz, ab 1734 wieder in Bamberg, wo er am 3.2.1743 starb, achtzigjährig.
Er war in vielseitiger Arbeit unermüdlich gewesen. Bis in die letzten Lebenstage besuchte er noch die Kran-kenhäuser und die Hütten der Armen.
Die satirischen Komödien von Franz Callenbach passen selbstverständlich nicht mehr recht in unsere Zeit, zum Beispiel diese gesuchte Virtuosität und Handhabung der Ausdrücke, die Anhäufungen von aburteilenden
Bezeichnungen. Dazwischen kommen lateinische Sätze vor, mitunter bringt er bekannte Sprichwörter: "Da Adam hackt und Eva spann, sag wer war da der Edelmann?" Seine Art, Unsitten und Laster lächerlich zu
machen, hat viele Nachahmer gefunden. Da geht die Frau Wahrheit zum Hof und zu anderen Ständen, wird aber abgewiesen. Der Lehrer wird aus dem Haus geschickt, weil er mehr Katechismus als Mode lehrt. Die
Verehrung des Tabaks veranlasst ihn zum satirischen "Tabak-Ordens-Gesang" und zur "Tabak-Ordensregel". Die Titel der Komödien sind halb lateinisch: "Wurmatia-Wurmland" will die Wurmstichigkeit seiner Zeit
dartun und schickt die Wurmschneider aus in Kirche und Staat, in die Schule und ins Haus, zum Militär und Gericht, um überall die Würmer aufzuspüren und auszuschneiden. "Quasi vero" zeigt, wie in manchen
Berufen leicht alles zum Scheine und aus Heuchelei geschieht. Es wird aber nicht eine spannende Handlung geboten, sondern es folgen immer neue Ausschnitte aus dem Leben, die durch eine Idee zusammengehalten
werden. Verstorbene kehren auf die Welt zurück und sehen das entartete Treiben ihrer Nachkommen. Zwei Bauern zanken sich, wem von ihnen der Kuckucksschrei Glück verheißen hat, sie prügeln sich und werden bestraft.
Manche zeitgemäße Schwulstigkeiten in der Sprache können das Verständnis erschweren, aber zu bewundern ist seine scharfe Beobachtungsgabe und die anschauliche Schilderung.
Ais Kostprobe eine Szene zwischen den Bauern Rippel und Merten:
Rippel: Merten, warum so lustig?
Merten: Juchheu! Wer Gluck hat, führt eine Braut heim!
Rippel: Du bist doch sonst nicht betrunken. Stellst dich manchmal, als wär dir der Hopfen erfroren.
Merten: Sags keinem Menschen. Ich hab eine Frau genommen. Still, sie soll nicht hören, dass ich alt bin. Kurz
vor der Handreichung ließ ich mich rasieren.
Rippel: Wer ist sie dann?
Merten: Hoho, die reiche Ottel, aber still, juchhei!
Rippel: Du alter Narr, sie ist ja nicht schön.
Merten: Sie kann doch schon tun.
Rippel: Sie hat aber Zahnlücken.
Merten: Desto weniger beißt sie mich.
Rippel: Sie hinkt aber und schnappt.
Merten: Schadet nicht, sie hat rechte Falkenaugen.
Rippel: Sie hustet aber wie ein alter Hammel.
Merten: Desto eher stirbt sie, sie ist reich.
Rippel: Hoho Merten, ist dirs darum zu tun. 0 du gute alte Ottel, man nimmt nicht dich, sondern dein Geld.
Merten: So ists jetzt Brauch. Man nimmt keine Frau, sie muss denn übersilbert sein.
Rippel: Das gibt aber schlechte Zuneigung.
Merten: Zuneigung hin, Zuneigung her, sie ist reich.
Rippel: Du musst ihr die Hand streicheln.
Merten: Ja, so oft ich sie prügel.
Rippel: Du wirst aber um ihr Geld ihr schon tun.
Merten: Ja, vor den Leuten. Im Haus muss sie kuschen, sonst bekommt sie Huschen, draußen hat sie gleichwohl die Präcedenz. Guck, da kommt das schone Muster, ach guck, wie ein Morgenrot aus dem Ofenloch.
Rippel: Pfui Teufel!
Merten: Aber sie ist reich. Guten Morgen Ottel!
Ottel: Dank euch. Aber siehe, Mann, da hab ich einen Ring, der gefällt mir gar wohl, du wirst ihn mir ja kaufen. Ach sieh, er glänzt wie ein Karfunkel.
Merten: Aber siehe, Frau. Da hab ich einen Fingerhut, er gefällt mir gar zu wohl zum Nähen. Den schenk ich dir.
Ottel: Ganz gut, ist dankenswert. Aber sieh, der Ring ist wohlfeil. Wie kannst du deine Frau relagieren?
Merten: Sieh, Frau, wie kannst du deinen Mann gewinnen? Wenn du fleißig tätest spinnen.
Ottel: Sieh, Mann. Diese Spitzen stehen mir auch an, soll ich sie wohl aus den Händen lassen, so kauft sie jemand anders.
Merten: Du hast sie ja nicht nötig.
Ottel: Aber siehe, Mann, man lacht uns nur aus.
Merten: Eben deswegen gehen wir nach Haus.
Ottel: 0 siehe Mann, 0 siehe Mann!
Callenbach hatte den Mut, gegen Zeitübel anzugehen. Er lässt einen Bauern gegen den damaligen schlimmen Absolutismus sagen: "Statt die armen Bauern quälen mit Steuern und Accise, warum legt man keine
Steuern auf zottige Perücken, auf Schminken, Reifröck, Scho.hündchen?
Das tat ziemlich eintragen." Callenbach spricht solcher Forderung selbst die Warnung:
"Jörg, Jörg, halt reinen Mund! Das darf man nur denken!" Er weiß auch: Wenn der Bauer zum Edelmann wird, ist nicht mit ihm auszukommen. -
Wie wird dieser Satiriker seine Predigten mit entsprechenden Beispielen veranschaulicht haben?
Im Lexikon für Theologie und Kirche ist "Franz Callenbach, Jesuit, Satiriker, geboren in Dittwar/Franken ... " zu finden, ganz besonders ausführlich in Kayser's Bücher-Lexicon von 1835 mit dem Titel von acht Komödien. Im Jahr 1903 wurde in Freiburg sogar eine Doktorarbeit "Franz Callenbach und seine satirischen Komödien" ge-druckt.
Der Verfasser Rudolf Dammert suchte in Dittwar vergebens nach der Familie Callenbach, denn die Standes-bücher beginnen hier erst 1702. Er wusste aber aus Schriftstücken des Jesuitenordens:
Der Vater des Jesuiten war zeitweise Amtsschreiber in Tauberbischofsheim und dann 1680 Amtskeller in Gamburg, er hieß Christoph Callenbach, gestorben 1717, die Mutter hieß Anna Katharina, sie starb 1721.
Nun konnte in dem alten Zinsverzeichnis des Juliusspitals zu Würzburg vom Jahr 1669 der "Herr Christoph Callenbach" als Ackerbesitzer in Dittwar und Zinszahler festgestellt werden. Nur noch Matthes Honickel wird dabei als "Herr" bezeichnet. Christoff Callenbach hatte demnach hier schon ein besonderes Amt, wurde dann Amtsschreiber in Bischofsheim, dort wurde am 13.1.1670 ihm und seiner Frau Katharina ein Kind namens Veit Karl getauft, wobei Veit Weber Taufpate war. Der Familienname Weber kommt 1670 auch in der Geschichte vom Kreuzhölzle vor, und der vorige "Herr Matthes Honickel" war 1670 Schultheiß zu Dittwar. Es stimmt also, dass der Vater Christoph Callenbach zuerst in unserem Dittwar wohnte und dass der kleine 1663 geborene Franz Callenbach einige Jahre, hier aufwuchs.
Er lernte hier noch die fleißigen, geduldigen und betenden Bauern kennen, die durch harte Arbeit und großes Gottvertrauen den steinigen Äckern und Weinbergen ihre Nahrung abrangen. Mancher Acker und Weinberg musste in diesen Jahrzehnten nach dem 30jährigen Krieg erst wieder gerodet werden. Praktische Lebens-auffassung und glaubensfrohes Gottvertrauen werden bei dem späteren Jesuiten ebenso gerühmt.
Franz Calienbach wurde in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache sicherlich in Bischofsheim eingeführt. Weitere Ausbildung erhielt er im Würzburger Jesuitenkolleg, wo er im Frühjahr 1683 zum Magister ernannt
wurde. Damit hatte er ungefähr unser Abitur und die Erlaubnis, Unterricht zu erteilen. Am 20. Juli desselben Jahres trat er in Mainz in den Jesuitenorden ein. Nach der Probezeit als Novize wurde er 1685 nach
Bamberg versetzt, um sich in der Wissenschaft und Lehrbefähigung weiter auszubilden. 1685/16861ehrte er Grammatik, 1687 Poetik, 1689/90 Rhetorik. Er habe dort als geistreicher Lehrer einen bezaubernden Einfluss
auf die Jugend ausgeübt, heißt es später.
Nachdem er noch an der Universität Würzburg 1690-1694 Theologie studiert hatte, wurde er 1694 zum Priester geweiht.
Damals wurde das Reichskammergericht in das Reichsstädtchen Wetzlar verlegt. Für die zahlreichen Familien des höchsten Gerichts musste erst eine ordentliche Schule gegründet werden. Franz Callenbach erhielt 1694
den Auftrag zur Gründung. Er leitete sie zuerst allein; es war schwierig, da alle Konfessionen vertreten waren. Er war zugleich der Hauptprediger.
1697 war er Prinzenerzieher im hessischen Wanfried bei Eschwege, 1698 Lehrer am Bamberger Jesuitenkolleg, zuerst für Mathematik, dann für Logik und Philosophie. Die späteren ersten Männer der Stadt waren seine
Schüler und dachten später mit Bewunderung an ihn zurück.
Wahrscheinlich dort verfasste er für das Jesuitentheater mehrere Schauspiele.
1702 war er Missionar im elsässischen Hagenau, 1703-1721 oblag er wieder in Wetzlar den alten schwierigen Aufgaben.
Hier verfasste er seine Komödien, die mancherlei Wetzlaer Zustände satirisch betrachten. Sie waren wohl nicht für das Schultheater geschrieben, sondern mehr zum Lesen; sie wurden offenbar viel gelesen und von
Schauspielertruppen oder Wetzlaer Bürgern aufgeführt.
Der barocke Redestil von Abraham a Sancta Clara und die scharfe satirische Schilderung der gesellschaftlichen Zustände hatte die Lacher auf seiner Seite, zumal er persönlich sehr liebenswürdig war.
1721 wurde Callenbach der ehrenvolle Ruf zum Rektor und Novizenmeister des Würzburger Jesuitenkollegs zuteil. 1725 wurde er Seelsorger, zeitweilig auch Sekretär des oberrheinischen Ordensprovinzials in Bamberg, in Heidelberg und Mainz, ab 1734 wieder in Bamberg, wo er am 3.2.1743 starb, achtzigjährig.
Er war in vielseitiger Arbeit unermüdlich gewesen. Bis in die letzten Lebenstage besuchte er noch die Kran-kenhäuser und die Hütten der Armen.
Die satirischen Komödien von Franz Callenbach passen selbstverständlich nicht mehr recht in unsere Zeit, zum Beispiel diese gesuchte Virtuosität und Handhabung der Ausdrücke, die Anhäufungen von aburteilenden
Bezeichnungen. Dazwischen kommen lateinische Sätze vor, mitunter bringt er bekannte Sprichwörter: "Da Adam hackt und Eva spann, sag wer war da der Edelmann?" Seine Art, Unsitten und Laster lächerlich zu
machen, hat viele Nachahmer gefunden. Da geht die Frau Wahrheit zum Hof und zu anderen Ständen, wird aber abgewiesen. Der Lehrer wird aus dem Haus geschickt, weil er mehr Katechismus als Mode lehrt. Die
Verehrung des Tabaks veranlasst ihn zum satirischen "Tabak-Ordens-Gesang" und zur "Tabak-Ordensregel". Die Titel der Komödien sind halb lateinisch: "Wurmatia-Wurmland" will die Wurmstichigkeit seiner Zeit
dartun und schickt die Wurmschneider aus in Kirche und Staat, in die Schule und ins Haus, zum Militär und Gericht, um überall die Würmer aufzuspüren und auszuschneiden. "Quasi vero" zeigt, wie in manchen
Berufen leicht alles zum Scheine und aus Heuchelei geschieht. Es wird aber nicht eine spannende Handlung geboten, sondern es folgen immer neue Ausschnitte aus dem Leben, die durch eine Idee zusammengehalten
werden. Verstorbene kehren auf die Welt zurück und sehen das entartete Treiben ihrer Nachkommen. Zwei Bauern zanken sich, wem von ihnen der Kuckucksschrei Glück verheißen hat, sie prügeln sich und werden bestraft.
Manche zeitgemäße Schwulstigkeiten in der Sprache können das Verständnis erschweren, aber zu bewundern ist seine scharfe Beobachtungsgabe und die anschauliche Schilderung.
Ais Kostprobe eine Szene zwischen den Bauern Rippel und Merten:
Rippel: Merten, warum so lustig?
Merten: Juchheu! Wer Gluck hat, führt eine Braut heim!
Rippel: Du bist doch sonst nicht betrunken. Stellst dich manchmal, als wär dir der Hopfen erfroren.
Merten: Sags keinem Menschen. Ich hab eine Frau genommen. Still, sie soll nicht hören, dass ich alt bin. Kurz
vor der Handreichung ließ ich mich rasieren.
Rippel: Wer ist sie dann?
Merten: Hoho, die reiche Ottel, aber still, juchhei!
Rippel: Du alter Narr, sie ist ja nicht schön.
Merten: Sie kann doch schon tun.
Rippel: Sie hat aber Zahnlücken.
Merten: Desto weniger beißt sie mich.
Rippel: Sie hinkt aber und schnappt.
Merten: Schadet nicht, sie hat rechte Falkenaugen.
Rippel: Sie hustet aber wie ein alter Hammel.
Merten: Desto eher stirbt sie, sie ist reich.
Rippel: Hoho Merten, ist dirs darum zu tun. 0 du gute alte Ottel, man nimmt nicht dich, sondern dein Geld.
Merten: So ists jetzt Brauch. Man nimmt keine Frau, sie muss denn übersilbert sein.
Rippel: Das gibt aber schlechte Zuneigung.
Merten: Zuneigung hin, Zuneigung her, sie ist reich.
Rippel: Du musst ihr die Hand streicheln.
Merten: Ja, so oft ich sie prügel.
Rippel: Du wirst aber um ihr Geld ihr schon tun.
Merten: Ja, vor den Leuten. Im Haus muss sie kuschen, sonst bekommt sie Huschen, draußen hat sie gleichwohl die Präcedenz. Guck, da kommt das schone Muster, ach guck, wie ein Morgenrot aus dem Ofenloch.
Rippel: Pfui Teufel!
Merten: Aber sie ist reich. Guten Morgen Ottel!
Ottel: Dank euch. Aber siehe, Mann, da hab ich einen Ring, der gefällt mir gar wohl, du wirst ihn mir ja kaufen. Ach sieh, er glänzt wie ein Karfunkel.
Merten: Aber siehe, Frau. Da hab ich einen Fingerhut, er gefällt mir gar zu wohl zum Nähen. Den schenk ich dir.
Ottel: Ganz gut, ist dankenswert. Aber sieh, der Ring ist wohlfeil. Wie kannst du deine Frau relagieren?
Merten: Sieh, Frau, wie kannst du deinen Mann gewinnen? Wenn du fleißig tätest spinnen.
Ottel: Sieh, Mann. Diese Spitzen stehen mir auch an, soll ich sie wohl aus den Händen lassen, so kauft sie jemand anders.
Merten: Du hast sie ja nicht nötig.
Ottel: Aber siehe, Mann, man lacht uns nur aus.
Merten: Eben deswegen gehen wir nach Haus.
Ottel: 0 siehe Mann, 0 siehe Mann!
Callenbach hatte den Mut, gegen Zeitübel anzugehen. Er lässt einen Bauern gegen den damaligen schlimmen Absolutismus sagen: "Statt die armen Bauern quälen mit Steuern und Accise, warum legt man keine
Steuern auf zottige Perücken, auf Schminken, Reifröck, Scho.hündchen?
Das tat ziemlich eintragen." Callenbach spricht solcher Forderung selbst die Warnung:
"Jörg, Jörg, halt reinen Mund! Das darf man nur denken!" Er weiß auch: Wenn der Bauer zum Edelmann wird, ist nicht mit ihm auszukommen. -
Wie wird dieser Satiriker seine Predigten mit entsprechenden Beispielen veranschaulicht haben?