Aus:FN vom 25.06.1984
Geile Gaffer
"Da ist ja gar nichts mehr zu sehen!"
Enttäuscht schaut sich ein Katastrophen-Tourist am Dittwarer Bahnhof um. Jetzt ist er extra aus Karlsruhe angereist, und von reißenden Fluten keine Spur. Tauber und Brehmbach plätschern friedlich vor sich hin, als wäre nichts gewesen.
Wer den Donnerstag nicht miterlebt hat, dem kann man's nicht beschreiben. Bildfetzen haben sich ins Bewußtsein gebrannt, unauslöschlich. Ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab. Eine Katastrophe, die schicksalsbestimmend für Tausende von Menschen sein wird. Ein Wunder, daß niemand umkam in den Fluten, niemand erschlagen wurde von zusammenkrachenden Häusern und Scheunen.
Ein paar Kilometer weiter kommt der Katastrophen-Tourist, der sich in guter Gesellschaft mit Hunderten anderer aus dem ganzen süddeutschen Raum befindet, dann auf seine Kosten. "Bis dahin stand das Wasser", erklärt er fachmännisch seinen staunenden Kindern. Aber die finden die Menschen in dreckverschmierten Klamotten, die schleppen, schaufeln und pumpen, viel interessanter.
Immer wieder fordern Polizeibeamte per Lautsprecher dazu auf, daß Schaulustige die Arbeiten nicht behindern und das gesamte Gebiet weiträumig umfahren sollten. Umsonst. Es mutet schon makaber an, wie eine herausgeputzte Dame mit hochhackigen Schuhen über den Dittigheimer Weg in Tauberbischofsheim flaniert und genauestens die Berge von Unrat auf dem Gehsteig mustert. Oder wie eine evangelische Pfarrgemeinde ein Pfarrfest feiert, während Mitbürger vor Erschöpfung nicht mehr können. ast
Geile Gaffer
"Da ist ja gar nichts mehr zu sehen!"
Enttäuscht schaut sich ein Katastrophen-Tourist am Dittwarer Bahnhof um. Jetzt ist er extra aus Karlsruhe angereist, und von reißenden Fluten keine Spur. Tauber und Brehmbach plätschern friedlich vor sich hin, als wäre nichts gewesen.
Wer den Donnerstag nicht miterlebt hat, dem kann man's nicht beschreiben. Bildfetzen haben sich ins Bewußtsein gebrannt, unauslöschlich. Ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab. Eine Katastrophe, die schicksalsbestimmend für Tausende von Menschen sein wird. Ein Wunder, daß niemand umkam in den Fluten, niemand erschlagen wurde von zusammenkrachenden Häusern und Scheunen.
Ein paar Kilometer weiter kommt der Katastrophen-Tourist, der sich in guter Gesellschaft mit Hunderten anderer aus dem ganzen süddeutschen Raum befindet, dann auf seine Kosten. "Bis dahin stand das Wasser", erklärt er fachmännisch seinen staunenden Kindern. Aber die finden die Menschen in dreckverschmierten Klamotten, die schleppen, schaufeln und pumpen, viel interessanter.
Immer wieder fordern Polizeibeamte per Lautsprecher dazu auf, daß Schaulustige die Arbeiten nicht behindern und das gesamte Gebiet weiträumig umfahren sollten. Umsonst. Es mutet schon makaber an, wie eine herausgeputzte Dame mit hochhackigen Schuhen über den Dittigheimer Weg in Tauberbischofsheim flaniert und genauestens die Berge von Unrat auf dem Gehsteig mustert. Oder wie eine evangelische Pfarrgemeinde ein Pfarrfest feiert, während Mitbürger vor Erschöpfung nicht mehr können. ast